Montag, 23. Januar 2012

Alle Rache will Ewigkeit von Val McDermid

Die Vergangenheit holt dich immer ein

Charlie Flint ist von ihrem Dienst als Profilerin suspendiert worden, weil sie durch ein Gutachten die Unschuld eines Mannes belegte, der nach seiner Entlassung aus der U-Haft vier Menschen tötete. Doch nun lediglich die Aufsicht bei Klausuren zu führen füllt sie nicht aus. Da bekommt Charlie ein mysteriöses Päckchen mit Zeitungsausschnitten. An ihrem alten College in Oxford ist ein Bräutigam, während der Hochzeitsfeier, brutal ermordet worden. Charlies Neugier ist geweckt. Wer hat das Päckchen geschickt und wieso hat der Absender gerade ihr ein Rätsel gestellt? Die Profilerin fängt an Nachforschungen anzustellen und gerät in den mörderischen Sog der Vergangenheit…

Alle Rache will Ewigkeit“ ist ein Kriminalroman der aus drei Teilen und zwei Handlungssträngen besteht. Einmal erfährt man etwas über Charlies Ermittlungen der Ereignisse, wobei sie wirklich tief graben muss und im anderen Strang erfährt man etwas über die Hauptverdächtige. Die zweite Perspektive ist für mich die interessantere gewesen,  da man hier viel über die Vergangenheit und Motive der Verdächtigen liest, aber gleichzeitig Sympathien für sie entwickelt.
Charlies Ermittlungen wurden leider immer von ihrem Liebesdilemma unterbrochen, was mich zwischenzeitlich echt gestört hat. Die kleinen Zwischenszenen lassen die sonst so taffe Charlie naiv und unbeholfen, beinahe unsympathisch, wirken.

Anfangs fiel es mir auch schwer, bei den ganzen Personen durchzublicken. So viele Charaktere aus der Vergangenheit und Gegenwart, dazu dann noch eine Frau, die einmal Maggot und einmal Magda genannt wird. Beziehungen der Charaktere untereinander, die einmal waren, erneuert oder/und ganz aufgelöst wurden. Ein Personenregister im Buch wäre für mich persönlich gut gewesen.

Spannend wurde es erst im letzten Drittel, da die Geschichte bis dahin eher so dahin plätscherte. Hätte ich Val McDermids Art, die Dinge zu beschreiben, nicht so gemocht, dann hätte ich wohl leider aufgegeben. Hier mal ein kleines Beispiel für ihren bildhaften Schreibstil:

„Der eine war klein und drahtig, hockte auf seinem Stuhl zusammengesunken wie ein Springteufel, der nur darauf wartet, dass der Deckel gehoben wurde.“

Die Homosexualität spielt in diesem Buch eine große Rolle. Es wimmelt nur so von Lesben, die mit beruflichen Querelen, Coming Outs und Vorurteilen fertig werden müssen. Diese Frauen sind sympathisch dargestellt und es wurde mir bewusst, wie selten man eigentlich in Büchern mit diesem alltäglichen Thema konfrontiert wird. Allerdings  wurden alle heterosexuellen Männer, bis auf einen, in ein sehr schlechtes Licht gerückt. Das fand ich dann doch schade und übertrieben.

Das Cover hat mir vom ersten Moment an gefallen. Das Streichholz allein würde zwar nicht viel her machen, aber der blaue Rauch auf schwarzem Hintergrund wirkt einfach fantastisch. Die Titelschrift ist übrigens geprägt und sticht in natura etwas besser heraus.
  
Alle Rache will Ewigkeit“ war mein erstes Buch von Val McDermid. Die psychologischen Überlegungen haben mich wirklich beeindruckt. Dennoch hatte ich mehr von diesem Kriminalroman erwartet. Es dauerte mir zu lange bis Schwung in die Geschichte kam und es gab insgesamt zu viel Ablenkung und Nebensächliches im Roman.






Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK   

Autoreninfo:
Die gebürtige Schottin und Gold Dagger-Preisträgerin (1995 für "The Mermaids Singing"/"Das Lied der Sirenen") Val McDermid arbeitete nach ihrem Universitätsabschluss ab 1975 als Journalistin (u.a. für die Tageszeitung 'people' in Manchester). 1991 zog sie sich aus dem Journalistengeschäft zurück und betätigt sich seither hauptberuflich als Autorin.
Sie war knapp 10 Jahre in der britischen Gewerkschaft aktiv, was sich in ihrem Krimi "Der Aufsteiger" widerspiegelt. Neben den erfolgreichen Krimis mit der lesbischen Heldin Lindsay Gordon erscheint inzwischen auch die zweite Erfolgsserie der Autorin mit Detektivin Kate Brannigan aus Manchester und eine dritte Reihe um den Profiler Tony Hill und DI Carol Jordan die auch die Vorlage zur Fernsehserie Hautnah – Die Methode Hill bildet.

Mein herzlicher Dank für das Buch geht an das Buchcasino!

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