Nacht, komm! |
„Komm, Nacht!
Mit deinen schwarzen Federn!
Komm, Nacht, auf deinen dunklen Schwingen.
Komm, Nacht, komm
und bring den Morgen
komm, Nacht, komm
und bring den Tod!“
Lissy wurde dazu verdonnert einhundertzwanzig Sozialstunden abzuleisten. Ihr Bewährungshelfer bringt Lissy in einem städtischen Altenheim unter. Als Nele, eine der Pflegerinnen, ermordet aufgefunden wird, fällt der Verdacht natürlich sofort auf die Vorbestrafte Lissy. Diese ist nämlich nicht nur in Neles Freund verknallt und hat kein Alibi für die Tatzeit, sondern bringt sich auch noch selbst in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Kann sie ihre Unschuld dennoch beweisen?
„Nacht, komm!“ ist bereits der zweite Band um Lissy Winterhart. Den Vorgänger „Herz, klopf“ kenne ich nicht, muss aber sagen, das mir auch keine wichtigen Infos fehlten.
Lissy, die Protagonistin des Romans, kommt aus einer schwierigen Familie. Der Vater ist ein obdachloser Alkoholiker, die Mutter arbeitet hart und ist kaufsüchtig. Lissy muss als Kind die Rolle des Erwachsenen übernehmen und macht dies einerseits gut (indem sie sich um ihre Eltern kümmert), andererseits ist sie aber auch überfordert und ihr eigenes Leben bleibt auf der Strecke. Es interessiert ja keinen ob sie zur Schule geht. Warum also soll man sich die Mühe machen? Es ist schwierig für sie in einem sozialen Brennpunkt aufzuwachsen. Vor allem, weil Lissy von der Polizei dann auch direkt abgestempelt wird, wegen ihres Umfeldes und ihrer Vorstrafen. Im Prinzip gibt ihr, dem Problemkind, keiner einer Chance. Selbst die Eltern sind mit sich selbst beschäftigt. Lediglich drei Freunde halten zu Lissy, geben ihr Halt und bieten ihr eine Perspektive!
Was ich überaus interessant fand, war der authentisch beschriebene Alltag eines Altenpflegers. Das hat mir wieder einmal vor Augen gerufen, wie viel Respekt dieser Beruf verdient. Für mich wäre das sicher nichts, aber ich bin froh, dass es Menschen gibt die sich für diese berufliche Laufbahn entschieden haben!
Schön ist auch, dass jedes Kapitel mit einem passenden, düsteren Spruch beginnt. Ich musste dabei immer an das Märchenbuch und die verworrenen Andeutungen der scheelen Christiane denken. Einer Obdachlosen, die eine überraschende Rolle in diesem Buch erhalten hat.
Den Schreibstil finde ich ziemlich jugendlich, sehr einfach gehalten und sogar leicht provokant. Kurzum, er passt zu Lissys Bildungsstand.
Als wolle die Autorin einem zurufen, das man doch mal über seinen Tellerrand schauen soll. Denn sie macht hier auf Missstände aufmerksam, ohne etwas schönzureden. Gerade jüngere Leser erfahren so auch einmal von den Schattenseiten des Lebens und lernen, dass eben nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen sein kann.
Die Geschichte schreitet auch ziemlich schnell voran. Die Dinge entwickeln sich zügig und Knall auf Fall, so dass es keine langgezogenen Handlungsstränge gibt.
Das Cover kommt für mich eher unscheinbar daher, besticht aber durch seine geriffelte Oberfläche und durch ein abtrennbares Lesezeichen in der Innenklappe!
Lissys Geschichte hat mich schon sehr bewegt. Wie schwierig es für sie ist, sich einer Welt durchzusetzen, die sie sowieso verurteilt. Dennoch konnte mich die Handlung nicht 100% fesseln. Das merke ich schon daran, wie langsam ich das Buch (für meine Verhältnisse) gelesen habe.
Was ich jedoch interessant fand, war, dass man in "Nacht, komm!" einmal in andere soziale Schichten eintauchen konnte. Die Geschichte war so glaubhaft geschildert, dass ich sie mir als „wahr“ vorstellen könnte. Für Jugendliche ist dieser Thriller bestimmt lesenswert!
Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK
Autoreninfo:
Agnes Hammer wurde 1970 geboren und wuchs zusammen mit fünf Geschwistern im Westerwald auf. Später studierte sie Germanistik und Philosophie in Köln. Seit 1998 arbeitet sie mit sozial benachteiligten Jugendlichen in einem großen Berufsbildungszentrum. Außerdem ist sie seit 2005 Anti-Aggressivitäts-Trainerin.
Mein Dank für das Rezensionsexemplar geht an Script5!
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