Alltag in der k.u.k Monarchie |
Man kennt das Leben der Aristokratinnen nur aus Filmen und denkt bei der Donaumonarchie in erster Linie an Kaiserin „Sissi“. Doch inwieweit stimmt das Bild, das wir von den Damen in der k. u. k. (kaiserlich und königlich) -Zeit haben, mit den realen Verhältnissen überein? Wozu Adel wirklich verpflichtete, das erfährt man in diesem Buch.
Martina Winkelhofer entführt einen in eine längst vergangene Zeit. Man erfährt viel über die Erwartungen, die an die Aristokratinnen gestellt wurden und über ihre beengten Lebensverhältnisse. In ganz eigenen Kapiteln erfährt man mehr über die Kindheit, Jugend, Verlobung, Heirat, Ehe, Familienleben, welches Schicksal unverheiratete Frauen hatten, Standesbewusstsein, Traditionen, Werte, Wohltätigkeiten, die aristokratische Salonkultur, den Jahresablauf und das Vermögen der Aristokratie, Krankheiten, Schicksalsschläge, Depressionen, Witwenschaft, Alter und Tod bis hin zum Ende des Adels in Österreich, nach dem großen Krieg.
Die Autorin lässt die glanzvolle Zeit der Monarchie, in ihrem schon fast belletristisch anmutenden Werk wieder auferstehen. Sie hat eine wunderbare Art die Dinge zu beschreiben und hat mich mit jedem einzelnem Kapitel in ihren Bann gezogen. Großartig, wie Frau Winkelhofer einem zum Beispiel näher bringt, wie die Aristokratinnen bei aller Weitläufigkeit der adeligen Güter einer engen gesellschaftlichen und familiären Rolle in einer Männerwelt gegenüber standen. Voller Pflichtbewusstsein lebten diese Damen in einer streng geregelten Welt, mit vordiktierten Verhaltensregeln und Moralvorstellungen. Einfach faszinierend zu lesen, wie selbstverständlich sie damit umgegangen sind!
Während des Lesens sieht man die damalige Gesellschaft aber nicht nur vor dem inneren Auge entstehen, nein, sie zerfällt auch wieder. Nämlich dann, wenn man von den Veränderungen der Gesellschaft liest und dem Untergang der Aristokratie. Denn bei all ihrer Treue zur Dienerschaft war auch der Adel, nach dem großen Krieg, nicht vor einem Untergang gefeit.
Die vielen Abbildungen der Originalfotos adeliger Frauen lockern das Buch auf und geben einen schönen visuellen Einblick auf die damaligen Schönheitsideale und Kleiderordnungen. Für Wissensdurstige gibt es im Anhang dann auch noch ein Glossar, Fußnoten und ein Adelsregister.
Das gezeichnete Cover zeigt, im unteren Drittel, ein Zusammentreffen der adeligen Gesellschaft.
Auf dem gesamten Oberteil prangt, in goldener Schrift mit Spotlack, der Titel. Obwohl „nur“ ein Taschenbuch, sieht die Aufmachung dadurch standesgemäß aus!
„Das Leben adeliger Frauen“ kann man problemlos auch ohne großes Vorwissen lesen. Zudem hat mich das Buch sprachlich und inhaltlich auf jeden Fall überzeugt. Ich bin regelrecht überrascht, wie fesselnd die Zeilen waren. Von mir gibt es daher die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung!
Autoreninfo:
Martina Winkelhofer, Historikerin und Kunsthistorikerin aus Wien. Universitätslektorin, Vortragstätigkeit an den Universitäten Wien und Prag, Spezialistin für die Themen Hof und Politik im 19. Jahrhundert, Adel und Sozialgeschichte. Bei HAYMONtb: Der Alltag des Kaisers. Franz Joseph und sein Hof (2010).
Mein Dank für das Rezensionsexemplar geht an den HaymonVerlag!
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