Seelenhüter |
„Mein Captain, mein Meister,
Die Arbeit für heute ist getan.
Allein in meiner Kammer,
Bete ich und warte auf dich.
Sei du der Weg vor mir.
Sei du das Banner über mir.
Sei du der Frieden in mir.
Gott lobpreise ich,
Dir übergebe ich mein Leben.
Jeder lebenden Seele meine führende Hand,
Jeder Tür meinen Schlüssel.
Segne mich, während ich diese Nacht durchschreite,
Mein Captain. So sei es.“
Calder ist seit seinem Tod vor 330 Jahren ein Seelenhüter, ein Begleiter und Mitglied der Todeseskorte. Der immerwährende Neunzehnjährige verrichtet seine Aufgabe mit Gelassenheit und hat noch nie einen Fehler begangen. Doch als er im Jahr 1904 die Seele eines todkranken Jungen ins Jenseits geleiten soll, verändert diese Begegnung ihn grundlegend. Calder bringt es nicht über sich, dem Kindermädchen des Jungen Schmerz zuzufügen und lässt den Jungen weiterleben. Doch von nun an kann er die wunderhübsche Frau nicht mehr vergessen. Calder ist sich sicher, dass sie für ihn bestimmt ist. Der Tod von Grigori Rasputin gibt ihm dann eine gefährliche Gelegenheit in die sterbliche Welt einzutauchen und die Frau zu suchen. Doch mit seinem Irrsinn zerstört Calder das Gleichgewicht der ganzen Welt….
Der neue Roman aus Laura Whitcombs Feder spielt zur Zeit der letzten Zarenfamilie Russlands und ist in ganze sieben Teile gegliedert. Da der Klappentext einen leicht falschen Eindruck erweckt, war ich über den Verlauf der Geschichte überrascht. Zum Glück aber im positiven Sinne, da „Seelenhüter“ viel tiefgründiger ist, als ich es erwartet habe. Vor allem die Vermischung von Fantasy mit historischen Elementen hat mir sehr gut gefallen. Dazu passte dann auch die bildgewaltige und poetische Sprache der Autorin. Schon bei „Silberlicht“ fand ich Laura Whitcombs Schreibstil wunderschön und kurzweilig. Sie sprudelt vor Ideen und weiß sie aufs Papier zu bringen.
Calder ist als Protagonist sehr sympathisch. Er durchbricht die Regeln aufgrund einer persönlichen Empfindung, obwohl er weiß dass dies schwerwiegende Konsequenzen haben wird. Aber er versucht diese Auswirkungen auch wieder in Ordnung zu bringen und das Richtige zu tun. Gerade auf Grund seiner Fehler wirkt er sehr authentisch. Genauso wie die anderen Figuren, die ganz eigene Charakterzüge besitzen und mir einfach richtig vorkommen.
Das Cover erinnert mich sehr an Silberlicht und fügt sich daneben sehr schön im Regal ein. Die rechte Hälfte von Calders Gesicht leuchtet einem regelrecht entgegen. Hinter ihm ist ein strahlend-blaues, verschlungenes Muster zu erkennen. Der Vorsatz im Buch ist passend dazu himmelblau gehalten. Insgesamt also eine absolut ansprechende Gestaltung.
„Seelenhüter“ ist ein eher dünnes Buch mit großen Gefühlen, dass in den Wirren es 1. Weltkrieges spielt. Der Altersempfehlung ab 12 Jahren kann ich nur bedingt zustimmen, da ich nicht glaube, dass alle zwölfjährigen schon das richtige, tiefgehende Verständnis für diese Geschichte aufbringen können. Ansonsten kann ich diesen Roman, mit seinen neuen Ideen, wirklich nur jedem empfehlen!
Autoreninfo:
Laura Whitcomb ist in Kalifornien aufgewachsen. Bevor sie ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, hat sie als Englischlehrerin gearbeitet. Für Silberlicht, ihren ersten Roman, gewann sie vier Literaturpreise und war für fünf weitere Awards nominiert.
Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK
Mein Dank für das Rezensionsexemplar geht an den PANVerlag!
Obwohl es sehr anders als erwartet war, fand ich das Buch auch sehr schön. Ein anderer Klappentext könnte allerdings Enttäuschungen bei Lesern vermeiden, die sich das Buch aufgrund der Liebesgeschichte gekauft haben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Schöne Rezi :)
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