Dustlands 01 |
„Sie haben meinen
Vater getötet. Sie haben meinen Bruder geraubt. Es ist die Wut, die mich
durchhalten lässt.“
Saba wohnt mit ihrem Vater und ihren Geschwistern im
toten Land. Fast nie bekommen sie andere Menschen zu Gesicht. Bis auf einmal
vier Reiter auftauchen, Sabas Vater töten und ihren Zwillingsbruder Lugh
mitnehmen. Nur die kleine Schwester Emmi und Saba bleiben übrig. Zeit
aufzubrechen. Dabei hasst Saba ihre langsame, unnütze Schwester, wegen deren
Geburt die Mutter gestorben ist. Dennoch will sie Emmi in Sicherheit bringen, um danach ihren Bruder Lugh
bis ans Ende der Welt zu folgen.
Doch Emmi lässt sich nicht abschütteln und holt Saba
mitten in der Wüste ein. Es ist zu spät
sie zurück zu schicken und gerade als die Schwestern vor Hunger und Durst kaum
noch weiter können kommt ihnen ein Wüstenschiff entgegen. Das vermeintlich
ungefährliche Paar bietet den Mädchen an, sie zu ihrem Ziel Hopetown mitzunehmen.
Dort angekommen ist für Saba und Emmi erst mal Endstation. In der
Drogenverseuchten Stadt muss Emmi Sklavendienste verrichten, während Saba sich
bei den Käfigkämpfen beweisen muss. Schnell wird Saba „Der Todesengel“ genannt.
Denn sie hat den Willen zu Überleben!
Bis sie mithilfe einiger starker Frauen und eines ausgeklügelten Plans eine
Flucht plant.
DIE ENTFÜHRUNG ist der Auftakt eines ganz neuen Fantasy
Abenteuers. Der fantastische Prolog, in dem Saba in kurzen Sätzen von den
Sternen und ihrer Familie erzählt, hat mich sofort neugierig auf das Buch
gemacht. Doch danach war ich erst mal verwirrt. Denn ich dachte, der
Schreibstil aus dem Prolog wäre auch diesem vorbehalten. Aber nichts da. So war
es natürlich erst mal gewöhnungsbedürftig eine Geschichte aus der Ich-Perspektive
zu lesen, bei der die Protagonistin Vokale verschluckt (guck ich, Staub schmeck)
und wo es augenscheinlich keine Dialoge gibt, da die Autorin gänzlich auf die typischen
Anführungszeichen verzichtet hat. Dieser unkonventionelle Schreibstil, der
Sabas Bildungsgrad angepasst zu sein scheint und sehr einfach ist, kommt einem
natürlich zunächst chaotisch vor. Zur besseren Veranschaulichung hier ein Beispiel:
Ich kann die andere
Seite nicht sehen, sag ich.
Sie ist da, sagt
Jack.
Oft ist die Sprache auch in kurzen, hektischen Sätzen
gehalten (Lugh ist weg. Weg. Mein Herz,
meine Sonne ist weg. Ich knie im Staub.), was aber absolut zu Saba und der
jeweiligen Situation passt.
Wenn nicht gelegentlich die Rede von der Abwrackzweit
gewesen wäre und Überbleibsel aus unserer Zeit auftauchen würden (Fernglas,
Bücher, verrottete Flugzeuge), dann würde man nicht auf das Genre Dystopie kommen.
Nein, eher gleicht das Buch einem Abenteuerroman. Allerdings ist die Heldin
hier eine Frau, die auf der beschwerlichen Reise einiges über sich selbst lernt
und sich sogar verliebt.
Das Leben in Sabas Welt ist gefährlich und mühsam. Es
bleiben einem dort nur zwei Möglichkeiten: sich in der Einöde verstecken und hoffen
sich alleine durchschlagen zu können oder in Hopetown zu leben und dort entweder
mittels Drogen unter Kontrolle gehalten zu werden, als Sklave auf den Drogenfeldern zu arbeiten
oder aber als Käfigkämpfer zu sterben. Annehmlichkeiten wie wir sie kennen gibt es nicht.
Für mich entstand dabei eine Atmosphäre wie bei den Gladiatoren im alten Rom.
Das Saba zu größerem bestimmt ist, das wusste ihr Vater
schon immer. Er hat ihr früher schon vorgebetet, das Lugh, Emmi und auch andere
Menschen sie brauchen werden. Er hat Saba mit Worten auf ihre Rolle vorbereitet
und ihr gesagt, dass sie der Angst nicht nachgeben soll. Denn die Sterne lügen
nicht!
Saba selbst will die ihr zugedachte Rolle erst gar nicht
annehmen. Sie hasst ihre kleine Schwester Emmi und sieht in ihr nur das
Schlechte und eine Last. Auch alle anderen Menschen sind ihr egal. Alle außer
ihr Zwillingsbruder Lugh. Doch auf ihrer Reise lernt sie nicht nur zu kämpfen,
sondern auch zu lieben und was Freundschaft wirklich bedeutet. Eine schöne
Entwicklung, die schon neugierig auf Band 2 macht.
Auch Emmi entwickelt sich weiter und macht große
Entwicklungsschritte. Sie kämpft darum nicht unterzugehen und anerkannt zu
werden. Alles was sie möchte ist geliebt und wegen ihrer selbst anerkannt zu
werden. Eine Geschichte, die einem teilweise doch sehr nahe geht und ein
Mädchen, mit dem man mitfühlen kann.
Pfiff ins Buch gebracht hat auf jeden Fall Jack. Als er
auftaucht ist die Handlung zwar nicht weniger ernst, aber seine Beziehung zu
Saba kommt einem manchmal wie eine witzige Comedy-Ehe vor. Und das, obwohl die
beiden noch nicht einmal zusammen sind. Auf jeden Fall bringt einen dieser Kerl
zum Schmunzeln. Und an Männer, die einen zum Lachen bringen, erinnert man sich
immer gerne.
Sabas Rabe Nero gibt mir allerdings noch Rätsel auf.
Manchmal kommt er mir glatt wie ein menschliches Wesen vor. Er ist wie einer
dieser Nebencharaktere in den ganzen Disneyfilmen, die man nicht missen möchte.
Ob er noch eine größere Rolle im Buch bekommen wird? Ich bin gespannt!
Der Schutzumschlag ist ein absolutes Highlight. Was man nämlich
auf den Fotos nicht sehen kann, ist der tolle Effekt. Hält man den Umschlag ins
Licht, sieht man Risse, wie auf einem ausgedörrten Wüstenboden. Streicht man
dann mit der Hand darüber, fühlt man diese sogar. Toll! Macht man den Umschlag
ab, ist der Buchdeckel sogar genauso wie der Schutzumschlag bedruckt – nur halt
ohne Effekt.
Wenn man sich einmal mit dem ungewöhnlichen Schreibstil
angefreundet hat, dann ist dieses All-Age-Buch ein echtes Schmankerl. Die ungewöhnliche Geschichte, in einer rauen
Gegend, hat mich mit ihren sympathischen Charakteren in ihren Bann ziehen können
und nun fiebere ich der Fortsetzung entgegen, die leider erst 2013 erscheinen
wird.
Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK
Autoreninfo:
Moira Young hat als Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin
gearbeitet, aber ihre erste Liebe gehörte immer schon den Büchern und dem
Schreiben. Die gebürtige Kanadierin lebt heute zusammen mit ihrem Ehemann in
Großbritannien. "Rote Nebel" ist ihr erster Roman.
Mein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar geht an
Blogg dein Buch und Fischer FJB!
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