Dienstag, 6. März 2012

Kyria und Reb. Bis ans Ende der Welt von Andrea Schacht

Kyria und Reb
Wir schreiben das Jahr 2125. Das Vereinigte Europa wird komplett überwacht.
Kyria, eine elitäre Electi, ist gebannt von den Nachrichten, wo es ausnahmsweise einen Livebericht vom Überfall der Subcults auf eine Frau der Civitas zu sehen gibt. Vor allem die Großaufnahme eines Rebellen nimmt sie gefangen, der nach seiner Mama ruft. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass sie kurze Zeit später zusammen mit diesem Jungen aus NuYu in die Reservate flieht. Einem Ort, wo sie in Freiheit  an ihrem Gendefekt sterben möchte. Doch nicht nur gefährliche Feinde sind ihr auf den Fersen, auch eine tödlich verlaufende Masernkrankheit greift um sich.

Bis ans Ende der Welt“ ist der Auftakt zu einer Trilogie von Andrea Schacht. Das Buch selbst besteht aus den beiden Teilen „Die Flucht“ und „Der lange Weg“, wobei mich beide Teile gleichermaßen fesseln konnten.
Mir fiel es nicht schwer mich in NuYu zurecht zu finden, da Andrea Schacht die Story fesselnd geschrieben hat.  Die wenigen unbekannten Begriffe sind selbsterklärend und die umgangssprachlichen Dialoge finde ich erfrischend. Dadurch lässt sich der Text ziemlich schnell lesen!

Das Vereinigte Europa, auch NuYu genannt, wird angeblich zum Besten der Bürger überwacht. Doch die Freiheit ist auf der Strecke geblieben und die Informationsübermittlung ist nur eingeschränkt möglich. Die hochrangingen Electi leben ein Leben, das uns völlig auf den Kopf gestellt vorkommt. Die Frauen haben das sagen und es gibt in öffentlichen Berufen Quotenmänner. Ansonsten werden die Männer eher als dumm dargestellt und sind für den Haushalt zuständig. Der Mittelpunkt von New Europe liegt im heutigen Frankfurt, wo auch Kyrias Reise startet.

Kyria ist ein mutiges Mädchen. Sie war mir von der ersten Seite an sympathisch. Obwohl sie in die Rolle der Herrschenden reingeboren wurde, hat sie sich ihren eigenen Willen bewahrt und keine Lust sich den Zwängen der Gesellschaft zu unterwerfen. Ihre Krankheit hat sie auch willensstark und kämpferisch gemacht. Zwei Eigenschaften, die sie bei einer Flucht und Rebellion unbedingt braucht! Doch auch Kyria merkt im Verlauf dass sie in ihrem Elfenbeinturm aus Luxus, Fürsorge und Harmoniesucht taub und blind gehalten wurde.

Reb, der Rebell, ist ihr Verbündeter. Ihm merkt man natürlich sofort an, dass er bei den Subcults – den Ausgestoßenen - aufgewachsen ist. Reb ist ein Überlebenskünstler und wirkt gleichzeitig unzivilisiert und intelligent. Er besitzt anders Wissen als Kyria, ein Wissen, das ihn unentdeckt bleiben lässt um im Untergrund zu agieren. Er ist ein interessanter junger Mann, den man im Laufe des Buches besser verstehen lernt und zu mögen beginnt. Die Neckereien zwischen ihm und Kyria sind einmalig und bereichern das ganze Buch.

Kyrias Mutter spielt nur im Hintergrund eine große Rolle. Sie genießt hohes Anssehen in der Frauenwelt und scheint knallhart zu sein. Doch was steckt wirklich hinter dieser vielschichtigen Frau, deren Geheimnisse nur nach und nach aufgedeckt werden. Ich hoffe im zweiten Band mehr über diese interessante Frau zu erfahren.

Alles um Kyria herum ist prächtig und berauschend. Vor allem die Gewänder erinnerten mich an den vergangenen Glanz untergangener Zivilisationen. Dagegen leben die Rebellen in den ärmsten Verhältnissen, was fast menschenunwürdig ist. Die Menschen in den Reservaten hingegen sind uns noch am ähnlichsten. Seit 1975, rund 150 Jahren, sind sie abgeschottet und haben sich ihr „altes Wissen“ bewahrt.
Korruption und Intrigen scheinen an der Tagesordnung zu sein, während man der Bevölkerung Sicherheit vorgaukelt und gleichzeitig Biowaffen entwickelt.

Das Cover gefällt mir von der Farbgestaltung her sehr gut. Man sieht einen langen Weg im Wald, der Kyrias Weg bis ans Ende der Welt symbolisiert. Die pinken Blütenblätter geben dem Cover erst den richtigen Pfiff und lockern die bedrückende Stimmung etwas auf.

Diese Dystopie macht definitiv Lust auf mehr. Man könnte schon fast sagen, dass ich die Kapitel inhaliert habe. Durch einige überraschende Wendungen reißt auch die Spannung nicht ab. Die liebevollen Charaktere und das vielschichtige Europa im Jahre 2125 haben mir sehr gefallen. Leider endet das Buch mit einem Aufhänger, so dass ich auf eine schnelle Fortsetzung hoffe!

Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK



Autoreninfo:
Andrea Schacht hat lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin gearbeitet, bis sie sich entschloss, ihre wahre Leidenschaft, das Schreiben, zu ihrem Beruf zu machen. Vor allem mit ihren historischen Romanen um die Kölner Begine Almut Bossart erlangte sie große Bekanntheit. Ihre Bücher stehen regelmäßig auf den Bestsellerlisten.

Mein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar geht an die Leser-Welt und Egmont-INK!

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