Kyria und Reb |
Kyria, eine elitäre Electi, ist gebannt von den
Nachrichten, wo es ausnahmsweise einen Livebericht vom Überfall der Subcults
auf eine Frau der Civitas zu sehen gibt. Vor allem die Großaufnahme eines
Rebellen nimmt sie gefangen, der nach seiner Mama ruft. Nie hätte sie sich
vorstellen können, dass sie kurze Zeit später zusammen mit diesem Jungen aus
NuYu in die Reservate flieht. Einem Ort, wo sie in Freiheit an ihrem Gendefekt sterben möchte. Doch nicht
nur gefährliche Feinde sind ihr auf den Fersen, auch eine tödlich verlaufende
Masernkrankheit greift um sich.
„Bis ans Ende der Welt“ ist der Auftakt zu einer Trilogie
von Andrea Schacht. Das Buch selbst besteht aus den beiden Teilen „Die Flucht“
und „Der lange Weg“, wobei mich beide Teile gleichermaßen fesseln konnten.
Mir fiel es nicht schwer mich in NuYu zurecht zu finden, da
Andrea Schacht die Story fesselnd geschrieben hat. Die wenigen unbekannten Begriffe sind
selbsterklärend und die umgangssprachlichen Dialoge finde ich erfrischend.
Dadurch lässt sich der Text ziemlich schnell lesen!
Das Vereinigte Europa, auch NuYu genannt, wird angeblich
zum Besten der Bürger überwacht. Doch die Freiheit ist auf der Strecke
geblieben und die Informationsübermittlung ist nur eingeschränkt möglich. Die
hochrangingen Electi leben ein Leben, das uns völlig auf den Kopf gestellt
vorkommt. Die Frauen haben das sagen und es gibt in öffentlichen Berufen
Quotenmänner. Ansonsten werden die Männer eher als dumm dargestellt und sind
für den Haushalt zuständig. Der Mittelpunkt von New Europe liegt im heutigen
Frankfurt, wo auch Kyrias Reise startet.
Kyria ist ein mutiges Mädchen. Sie war mir von der ersten
Seite an sympathisch. Obwohl sie in die Rolle der Herrschenden reingeboren
wurde, hat sie sich ihren eigenen Willen bewahrt und keine Lust sich den
Zwängen der Gesellschaft zu unterwerfen. Ihre Krankheit hat sie auch
willensstark und kämpferisch gemacht. Zwei Eigenschaften, die sie bei einer
Flucht und Rebellion unbedingt braucht! Doch auch Kyria merkt im Verlauf dass
sie in ihrem Elfenbeinturm aus Luxus, Fürsorge und Harmoniesucht taub und blind
gehalten wurde.
Reb, der Rebell, ist ihr Verbündeter. Ihm merkt man
natürlich sofort an, dass er bei den Subcults – den Ausgestoßenen - aufgewachsen
ist. Reb ist ein Überlebenskünstler und wirkt gleichzeitig unzivilisiert und
intelligent. Er besitzt anders Wissen als Kyria, ein Wissen, das ihn unentdeckt
bleiben lässt um im Untergrund zu agieren. Er ist ein interessanter junger
Mann, den man im Laufe des Buches besser verstehen lernt und zu mögen beginnt. Die
Neckereien zwischen ihm und Kyria sind einmalig und bereichern das ganze Buch.
Kyrias Mutter spielt nur im Hintergrund eine große Rolle.
Sie genießt hohes Anssehen in der Frauenwelt und scheint knallhart zu sein.
Doch was steckt wirklich hinter dieser vielschichtigen Frau, deren Geheimnisse
nur nach und nach aufgedeckt werden. Ich hoffe im zweiten Band mehr über diese
interessante Frau zu erfahren.
Alles um Kyria herum ist prächtig und berauschend. Vor
allem die Gewänder erinnerten mich an den vergangenen Glanz untergangener
Zivilisationen. Dagegen leben die Rebellen in den ärmsten Verhältnissen, was
fast menschenunwürdig ist. Die Menschen in den Reservaten hingegen sind uns
noch am ähnlichsten. Seit 1975, rund 150 Jahren, sind sie abgeschottet und
haben sich ihr „altes Wissen“ bewahrt.
Korruption und Intrigen scheinen an der Tagesordnung zu
sein, während man der Bevölkerung Sicherheit vorgaukelt und gleichzeitig
Biowaffen entwickelt.
Das Cover gefällt mir von der Farbgestaltung her sehr
gut. Man sieht einen langen Weg im Wald, der Kyrias Weg bis ans Ende der Welt
symbolisiert. Die pinken Blütenblätter geben dem Cover erst den richtigen Pfiff
und lockern die bedrückende Stimmung etwas auf.
Diese Dystopie macht definitiv Lust auf mehr. Man könnte
schon fast sagen, dass ich die Kapitel inhaliert habe. Durch einige
überraschende Wendungen reißt auch die Spannung nicht ab. Die liebevollen
Charaktere und das vielschichtige Europa im Jahre 2125 haben mir sehr gefallen.
Leider endet das Buch mit einem Aufhänger, so dass ich auf eine schnelle
Fortsetzung hoffe!
Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK
Autoreninfo:
Andrea Schacht hat lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin
gearbeitet, bis sie sich entschloss, ihre wahre Leidenschaft, das Schreiben, zu
ihrem Beruf zu machen. Vor allem mit ihren historischen Romanen um die Kölner
Begine Almut Bossart erlangte sie große Bekanntheit. Ihre Bücher stehen
regelmäßig auf den Bestsellerlisten.
Mein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar geht an
die Leser-Welt und Egmont-INK!
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