Spieglkind |
Du weißt nicht wer
du bist! Sie verfolgen dich! Was wirst du tun?
In Julis Welt werden die Menschen normalisiert. Jede
Abweichung von der Norm wird verfolgt.
Als plötzlich Julis Mutter verschwindet, stellt dieses Ereignis Julis
ganze Welt auf den Kopf. Sie bricht aus
ihrer sozialisierten Erziehung mit Verdrängung, Verleugnung und Isolierung aus
um die ganz neue Welt der Pheen zu
entdecken. Eine verbotene Welt, die aus Angst vor dem Anderssein gefürchtet
wird. Katapultiert sich Juli damit selbst zu den ausgestoßenen Freaks? Und was
hat ihre Mutter mit den Pheen zu tun? Mit Unterstützung aus der Familie kann
Juli nicht rechnen. Doch zum Glück lernt sie Geschwister Ksü und Ivan kennen,
die so ganz anders sind als Juli und die „Normalen“….
SPIEGELKIND ist der Auftakt einer Trilogie von Alina
Bronsky. Juli erzählt die Geschehnisse aus ihrer Perspektive, weshalb man auch
selbst immer nur genauso viel (oder wenig) weiß wie die Protagonistin.
Anfangs merkt man überhaupt nicht dass es sich bei
SPIEGELKIND um eine Dystopie handelt. Die Atmosphäre ist ziemlich starr, was
aber gut zu den kühlen Umgangsformen der Normalen passt. Doch manchmal wird man
etwas zu lange im Unklaren gelassen. Dinge, die man sich eigentlich denkt, aber
nicht sicher weiß, brauchen gefühlte Ewigkeiten um aufgelöst zu werden. Dadurch
habe ich das Buch stellenweise als etwas langatmig empfunden.
Hauptperson ist natürlich die 15-jährige Juli. Ihre
Eltern sind zwar getrennt, kümmern sich aber abwechselnd um sie und ihre beiden
kleinen Geschwister. Wie ungewöhnlich dieses Arrangement eigentlich ist,
erfährt man erst später. Sie besucht das konservative Lyzeum, eine Eliteschule,
die ungewöhnlicherweise noch persönliche Lehrerkontrollen durchführt. Juli ist
über ihre Herkunft lange im Unklaren gelassen worden. Daher ist ihre Suche nach
ihrer Mutter auch eine Suche zu sich selbst.
In Julis Umgebung sind die Menschen alle zu einem
Einheitsbrei verkommen. Abgegrenzt von den Freidenkern, die sie Freaks nennen,
ist das ganze Leben darauf ausgerichtet Normal zu sein. Dabei hat sich die
Gesellschaft total isoliert. Selbst kleinste körperliche Berührungen und
Hausbesuche sind verpönt. Die Menschen vereinsamen, um keinen in ihr Leben zu
lassen. Es hat mich gewundert dass sich dem zu Trotz überhaupt Familien bilden
konnten.
Jeder Normale trägt auch ein Armband mit einer Nummer.
Wird diese Nummer eingescannt kann man die betreffenden Eckdaten der Personen
lesen. Dieses Armband bescheinigt einem quasi „normal“ zu sein. Obwohl diese Gesellschaft total technisiert
ist, werden die Bürger gänzlich in ihrer Meinungsfindung eingeschränkt. Selbst das
Internet ist nicht frei nutzbar, sondern wird nach Status freigeschaltet.
Als Juli dann Ksü kennen lernt, ist sie selbstverständlich
irritiert. Denn Ksü sieht nicht nur anderes aus, sie benimmt sich aus ziemlich
unkonventionell. Doch die anfängliche Abneigung und Missbilligung verwandelt
sich schnell in eine echte Freundschaft. Ksü und ihre Bruder Ivan zeigen Juli
eine andere Seite des Lebens und sind als einzige bereit Juli die Wahrheit über
ihre Mutter zu erzählen.
Der Umschlag dieser Hardcoverausgabe könnte ein Quadrum der Mutter sein. Eines ihrer Bilder,
das sie ihren Kindern hinterlassen hat. Wie ein zersplitterter Spiegel
durchziehen jedoch Silberfäden das Cover und harmonisieren gut mit den kalten
Blau- und Grüntönen. Das Lesebändchen ist ebenfalls passend Blau gehalten.
Die Grundidee zu SPIEGELKIND finde ich richtig gut.
Jedoch hätte die ganze Geschichte etwas spannender umgesetzt werden können. Die
Handlung konnte mich nicht vollends packen, obwohl Juli wirklich genügend
erlebt. Ein nettes Buch für zwischendurch, dessen Folgeteile ich auch lesen
werde, aber kein Pageturner.
Hier kommt ihr zu einer Leseprobe KLICK
Autoreninfo:
Alina Bronsky, Jahrgang 1978, war Medizinstudentin,
Werbetexterin und Redakteurin bei einer Tageszeitung, bis sie eines Tages ein
Manuskript an drei Verlage schickte und auf Anhieb die Zusage bekam. Ihr Debüt
"Scherbenpark" gehörte zu den meist beachteten Debüts des Jahres 2008
und wurde für diverse Preise nominiert, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Ihr zweiter Roman "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche"
stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Die Rechte an Bronskys Romanen
wurden in über zehn Länder verkauft, sie erscheinen unter anderem in den USA
und Italien.
Mein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar geht an
Buchbegegnungen und dem Arena Verlag!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen